Durch die
Schorfheide in Brandenburg nach Afrika

- Stationen einer Fahrradtour in den Nordosten Brandenburgs

„Nimm was zu essen mit, wir fahr'n nach Bran-den-burg“, so heißt es in einem bekannten Lied unserer Tage und das machen wir auch, jeder für sich, für unsere Fahrradtour zu fünft durch die Choriner Schorfheide von Bernau über Eberswalde und viele kleinere Dörfer bis hin nach Afrika.
Etwa 90 Kilometer unbekannter Wege und Pisten in weitläufiger, dünn besiedelter Landschaft erwarten wir, Wege abseits der Hauptstraßen, denn den Straßenverkehr wollen wir eher meiden. Eine Probefahrt sozusagen, Im Gegenzug erwartet uns Ende März 2010 in der brandenburgischen Provinz ein kühler Landregen und ein teils böiger Wind und es gehört schon eine Portion Durchhaltewillen und warme Kleidung dazu, den Tag im Sattel durchzustehen.
Okay – ich hab' heimlich mit diesem Wetter gerechnet, weil es ja häufig schlimmer kommt, als man sich geläufig wünscht, aber ich bin nicht wirklich drauf eingestellt. - Radtouren bei Sch..-wetter mag ich sonst eher gar nicht.

Unerschrocken starten wir dennoch in Bernau durch die Pfützen des Bahnhofsvorplatzes, radeln einige Meter die stärker befahrene Breidtscheidstraße hinunter, um gleich nach rechts in die Alte Goethestraße und weiter in Richtung Altstadt und Stadtmauer abzuzweigen. Hier lohnt es sich schon zu Beginn, etwas genauer hinzusehen, denn es gibt einige mittelalterliche Bauten zu bestaunen, die entlang der gut erhaltenen, alten Stadtmauer angeordnet sind. Wenn es nur nicht von oben so nass herunter käme. So radele ich eher achtlos am Steintor vorbei und mit den anderen weiter und durch einen Park entlang der Stadtmauer. Die wenigen Passanten, die es selbst auch eilig haben, sehen uns nur mitleidig an.
Aus dem Stadtzentrum wollen wir möglichst schnell hinaus. Wir warten kurz an der Ampel der Kreuzung Jahnstraße/Mühlenstraße und nach einigen hundert Metern entlang der Mühlenstraße zweigen wir in die schmale Fichtenstraße ab. Der nächste Ort heißt Ladeburg.

Wie lange wird es wohl dauern, bis ich durchnässt bin? Am Bahnhof hatte ich noch schnell die dünne Regenhose über meine gefütterte Laufhose gezogen, aber die Schuhe sind ungeschützt und meine Softshell hat keine Kapuze und ist für andauernden Regen nicht ausgelegt. Vielleicht aber macht sich hier zum ersten Mal so richtig die 'Funktion' meiner Funktionsbekleidung bemerkbar, die ich sonst nur zum Laufen trage. Ich merke zwar, wie die Hände in den Handschuhen feucht werden, wie die Ärmel der winddichten Jacke an dem grobmaschigen Fleece-Pullover darunter zu kleben beginnen und wie mir das Wasser an den langen Lüftungsöffnungen des Fahrradhelms auf das um die Stirn gewickelte Kopftuch tropft. So dringt mir zwar die Feuchtigkeit langsam bis auf die Haut vor. Aber da der Wind effektiv zurückgehalten wird, fühle ich mich doch ganz wohl. Ich friere nicht, solange ich mich auf dem Rad bewege.

Ladeburg ist schnell erreicht. In Brandenburg ist man eben schneller in der Provinz, als es einem manchmal lieb ist. Für heute kommt uns dieser Umstand entgegen, denn auch der sonstige Straßenverkehr wird schnell dünner. Auf den kleinen Ort folgt ein kurzes Stück Landstraße und ab einer Gabelung, nicht weit hinter den wenigen Häusern gelegen, folgen wir einer hauptsächlich für Radfahrer freigegebenen, breit asphaltierten Strecke bis nach Lobetal.
Ein überregionaler Radwanderweg wird hier in Richtung Norden geführt. Den uns entgegen kommenden Autos ist es aber offenbar gleichgültig, dass wir als Radler hier eigentlich Vorrang haben. Also achtet man als Radfahrer doch besser auf den Verkehr, der sich ansonsten aber im kleinen Rahmen hält. Etwas abseits dieser Straße könnten wir eine aus NVA-Zeiten erhaltene Bunkeranlage besichtigen. Aber wer interessiert sich schon für derartige Kulturgüter? Und Zeit ist dafür auch nicht.

In Biesenthal kommen wir auf die Landesstraße 294 und weiter zu deren Einmündung in die L92, wo es unter dem kleinen Dach eines Haltestellenhäuschens für eine kurze Pause etwas Schutz vor dem andauernden Regen gibt. Der kleine Marktplatz hat an sonnigeren Tagen sicherlich viel mehr Anziehung. Jetzt ist hier gar nichts los und so halten wir uns auch nicht lange auf. Eine Tasse heiße Brühe aus der Thermosflasche nur und weiter gehts.

Etwas mehr als 12 Kilometer stehen jetzt auf der Uhr und kurz hinter dem Ortsende von Biesenthal fahren wir von der Durchgangsstraße nach Norden auf eine für KFZ gesperrte Verbindungsstraße weiter in Richtung Eberswalde. Ein längerer Waldabschnitt schließt sich an. Wir kommen an kleinen Seen vorbei - Großer Plagesee und Schwarzesee - ohne jedoch den richtigen Blick dafür zu haben, denn die anfangs asphaltierte Straße verwandelt sich in eine schlechte Wegstrecke. Mal besteht sie aus einer welligen, sandigen Piste, mal ist sie mit groben Steinen durchsetzt und verlangt ganz unsere Aufmerksamkeit. An einer übersichtlichen Kreuzung südlich des Flugplatzes Finow machen wir dann eine kurze Pause. Der Regen lässt inzwischen nach.

Die militärische Vergangenheit des Flugplatzes Finow kann man an den vielen kleinen mit Erde und Gras überzogenen Hangars aus Beton erahnen. Garagen für Kampfjets aus der Zeit des Kalten Krieges. Bis in das Berliner Zentrum war man von hier aus wohl keine zehn Minuten durch die Luft unterwegs.
In Finow selbst überqueren wir dann den alten Finow-Kanal und folgen diesem bis nach Eberswalde hinein. Vorbei an der idyllisch gelegenen Drahthammerschleuse mit Freilichtbühne und Biergarten direkt an dem ehemaligen Treidelweg. Bei dem regnerischen Wetter allerdings ist an einem Samstagvormittag wie heute alles verschlossen, das weitläufige Terrain wirkt ausgestorben. Ebenso die unterhalb des Betriebsgeländes der ehemaligen Kranbau Eberswalde sich erstreckende Fläche der ehemaligen Landesgartenschau. Das großzügige Gartengelände liegt jedoch hinter einem recht hohen Zaun. Der asphaltierte Radweg führt entlang des alten Kanals durch eine Auen ähnliche Landschaft, in der man an einigen Bäumen sehr schön die Beißspuren von Bibern sehen kann. Recht frisch sogar, nur von den Tieren selbst ist nichts zu sehen.

An der Boldstraße verlassen wir den Finowkanal und radeln in die Stadt hinauf und entlang der Heegermühler Straße am Bahnhof vorbei bis zum Marktplatz. Das Zitat vom Beginn des Textes kann man hier getrost vergessen, denn in einem direkt am Platz gelegenen, modern eingerichteten Café (Gustav) wird neben verschiedenen Kuchen und Torten auch heißer Kaffee und Brot mitsamt Frühstück angeboten.
Nach den ersten zwei Stunden Rad fahren in der nasskalten Witterung lassen wir uns jetzt etwas Zeit für ein gemütliches Frühstück und einen anregenden Gedankenaustausch über die weitere Streckenplanung. Und bald sind wir auch wieder draußen, verlassen den Marktplatz, der nun unter der gelegentlich durch die dichten Wolken lugenden Sonne abtrocknen kann und radeln diesmal direkt am alten Kanal entlang zurück bis zur Drahthammerschleuse. Der Schleusenkrug liegt immer noch unberührt und verschlossen am Weg. Biergartenstimmung will jetzt aber eh nicht aufkommen, so fahren wir einfach daran vorbei.

Entlang der Copplstraße kommen wir nun aus Eberswalde wieder hinaus. Jetzt in Richtung Norden, denn wir wollen ja weiter nach Afrika fahren. Auf einer hoch geschwungenen, stählernen Bogenbrücke überqueren wir den breit ausgebauten, den 'richtigen' Finowkanal und auf einem wunderbar gepflegten Radweg, der parallel zur L238 geführt wird, kommen wir schnell nach Lichterfelde, dem nächsten Dorf an unserer Strecke. Wieder in der Provinz - nichts los. An einer Kreuzung mitten im Ort, die wir zuerst nicht ernst nehmen, zweigen wir wieder auf eine Nebenstraße ohne Nummer ab. Manchmal muss man einfach anhalten und die vorhandenen Hinweisschilder von allen Seiten betrachten. Bis hin nach Blütenberg hat auch diese Straße einen Radweg parallel neben sich. Dort endet der aber und dann werden die Wege, die sich uns anbieten, Stück für Stück, oder Abschnitt für Abschnitt langsam schlechter.

Kurze Zeit nachdem wir das kleine Lichterfelde passiert haben, überrascht uns dann auf einmal das Gelände, das jetzt gar nicht mehr so friedlich flach daliegt, sondern sich aufrichtet und uns kleine Höhenzüge entgegenhält, die mal für ein gebremstes Ansteigen, mal aber auch für ein umso flotteres Abfahren sorgen. Im kleinen Rahmen natürlich, denn wir sind nicht plötzlich in einem Mittelgebirge angekommen. „Kleine Schnapper“, wie der Bayer sagen würde. Schließlich müssen wir für eine Abkürzung über die Felder bis nach Golzow auf nichtasphaltierten Feldwegen fahren und merken hier erstmals anhand des teils aufgeweichten Bodens die Folgen des dauernden Regens. Die Fahrräder bleiben zwar nicht stecken, aber das Vorwärtskommen fällt schon etwas schwerer. Trotzdem kann ich dem Fahren unter diesen Bedingungen etwas abgewinnen, denn es hat so etwas Herausforderndes, ohne wirkliche Schwierigkeiten zu stellen.

Golzow, ein kleiner Ort, in dem die Uckermärker Brauerei GmbH ihre Biere herstellt und ein weiteres Nest, in dem uns der Wind wieder stärker von vorn entgegen kommt und wo man Angst haben muss, dass der Köter hinter dem Zaun an der Straßenecke mehr will, als nur laut kläffen. Sein Herrchen ist jedenfalls noch auf dem eigenen Grundstück sehr darum bemüht, ihn zu beruhigen. Warum? Der Zaun hat eine Lücke; nur schnell weg.

Wir rollen weiter in Richtung Senftenhütte, was sich als keine so gute Idee herausstellt, denn es ist zwar eine Straße, die uns an dem kleinen Bahnhof außerhalb von Golzow vorbeiführt, aber in welch ärmlichem Zustand befindet sich diese? Die hier verbauten runden Pflastersteine könnte schon Theodor Fontane während seinen Wanderungen vor 130 Jahren als unangenehm empfunden haben. Vielleicht sind sie auch noch älter. Zum Radfahren ist diese Teilstrecke jedenfalls nicht gut geeignet, dafür ist das Kopfsteinpflaster im Lauf der Jahrzehnte zu wellig und regelrecht aufgeschoben worden.

Im Gegenzug bietet die Landschaft einfach ein schönes Bild. Der Regen hat inzwischen gänzlich aufgehört, ab und an scheint jetzt die Sonne mit Macht durch die aufreißenden Wolken und sorgt für leichten Dunst über den Wiesen. Die unebene schmale Straße geht bald in einen Waldweg über, führt durch einen noch etwas kahlen Waldabschnitt hindurch und vorbei an Wiesen und Weiden, auf denen viele Schafe ihre Winterwolle in der Sonne trocknen. Landwirtschaftliche Großbetriebe dominieren auf einmal die wellige, weitläufige Gegend.
Von Senftenhütte aus auf diesen Abschnitt zurückblickend, den wir gerade gekommen sind, wird man gleich davor gewarnt, hier Rad fahren zu wollen. Der Wegweiser unterhalb der Dorfkirche ist da eindeutig. In Lichterfelde bzw. Golzow fehlte leider solch ein Hinweis.

Die auf Senftenhütte folgende Strecke durch einen im Sommer sicherlich schattigen Waldabschnitt bis zur B198 ist dann wieder normal asphaltiert und lässt sich entspannt fahren. Leider treffen wir hier wieder auf das nächste Regengebiet und haben gerade noch Zeit, uns unter einigen höheren, aber zur Zeit noch ohne Laub dastehenden Bäumen die Regenkleidung drüber zu ziehen. Dann wird der anfangs nur leicht tröpfelnde Regen schnell heftiger und ich merke, dass die Softshell eben wirklich nur für trockenes Wetter geeignet ist. Diesmal bin ich schnell nass. Auch die Handschuhe werden jetzt zu nassen Lappen an meinen Händen. Wir müssen ein kurzen Stück entlang der B198 fahren, bis zu einem Feldweg, der wieder einmal nach Norden von der Straße wegführt.
Der heftige Regen hat hier schnell einige Pfützen gebildet und der sonst sicherlich feste Sandboden ist jetzt etwas aufgeweicht. Bloß nicht anhalten und im Schlamm stecken bleiben. Dort, wo das Wasser in Pfützen steht, ist es etwas weicher und das Umkurven dieser vielen Wasserlöcher macht auf Dauer auch keinen Spaß mehr.

Der neuerliche Regen hält glücklicherweise nicht lange an. Bis wir Neugrimnitz erreichen, ist die Sonne schon wieder draußen und unter den Regenhosen wird es schnell wärmer. Also wieder raus aus den Klamotten. Die Sonne steht jetzt zwar schon etwas tiefer, aber ihre Strahlen erinnern durchaus schon an Frühling.
In Neugrimnitz entscheiden wir uns dafür, einen zwar etwas längeren aber der Karte nach sehr wahrscheinlich besser ausgebauten Weg weiter in Richtung Glambeck zu nehmen und nicht über Neuhaus zu fahren. Auch wenn die ursprünglich von mir vorgesehene Strecke vielleicht landschaftlich reizvoller, aber auf jeden Fallen kürzer gewesen wäre. Der Weg über Grumsin in Richtung Altkünkendorf ist dann auch kaum von Autos befahren und wirklich in gutem Zustand.

Das Gelände wird ab Grumsin etwas abschüssig und wir können die Räder laufen lassen. Die kurze Schussfahrt führt uns in die sich vor Altkünkendorf erstreckenden Wiesen. Hier finden wir endlich auch einen gemütlichen Rastplatz. Die Bänke der kleinen Grillhütte sind zwar noch etwas feucht, aber jetzt nochmal in der Sonne zu sitzen und die letzten Pausenbrote zu essen, ist nach diesem inzwischen langen Tag einfach herrlich.
In Altkünkendorf ändert sich dann wieder der Straßenbelag. An einer abschüssigen langgezogenen Biegung hinunter in Richtung des Wolletzsees liegen nur noch schmale Betonplatten als Fahrbahnersatz, die nicht die ganze Breite des Weges abdecken, sondern nur zwei schmale Streifen für die Räder lassen. In die einzelnen Platten, an deren Kanten und Fugen die Räder jeweils anecken, sind die Daten ihrer Herstellung eingeritzt. Demnach sind sie bis rund 35 Jahre alt. Dafür allerdings hat der Weg sich gut gehalten. Ab dem Wolletzsee kommen wir dann wieder auf den Radfernwanderweg, der von Berlin nach Usedom führt und der an dieser Stelle hier frisch asphaltiert zu sein scheint.

So kommen wir auch problemlos bis nach Glambeck und kurz vor dem Ort an einer jetzt so früh im Jahr noch nicht bewirtschafteten Radler-Kneipe vorbei, der Kirchenklause Glambeck. Die kleine Kapelle mitsamt dem Friedhof liegt direkt neben dran. Ein Café mit überdachtem, kleinen Biergarten für Radfahrer. Das ist doch mal eine innovative Idee, dachte sich wohl auch ein großes deutsches Finanzunternehmen und hat hier offenbar als Unterstützer gewirkt. In Glambeck selbst zweigen wir von dem Radweg wieder ab, auf eine Verbindungsstraße in Richtung Angermünde, die uns dann wieder durch einen längeren Waldabschnitt führt. Das langsam trüber werdende Licht des Spätnachmittags drückt der Gegend einen geheimnisvollen Schimmer auf. Ein ums andere Mal fällt mir der hohe Anteil an Laubbäumen in der Gegend hier und vorher schon südlich von Neugrimnitz bzw. auch in der Gegend um Golzow auf. Sonst sind die Wälder in Brandenburg ja eher von Kiefern dominiert.

Nicht immer sind die Wegweiser an den verschiedenen Kreuzungspunkten eindeutig. Aber die Karten, die wir dabei haben, sind problemlos zu lesen. Sie sagen zwar Unterschiedliches über die Beschaffenheit einzelner Abschnitte aus, geben unterschiedliche Empfehlungen über die Tauglichkeit als Radwege, aber die Orientierung ist insgesamt einfach.
Von der nach Angermünde führenden L239 müssen wir in einer Rechtskurve wieder auf einen Forstweg abweichen, indem wir einfach geradezu weiterfahren. Der nächste Ort wird Steinhöfel sein, auch wenn es keinen direkten Wegweiser dorthin gibt. In Richtung Poratz zu fahren, wäre jedenfalls nicht so gut, denn dorthin führt offenbar nur ein Wanderweg. Diese Tour ist augenscheinlich von den vielen Wechseln zwischen den verschiedenen Wegbeschaffenheiten geprägt. Asphaltierte Straßen und sandige Forstwege wechseln sich ab, mit Kopfsteinpflaster und Betonpiste.

Bis nach Steinhöfel geht es dann einfach immer weiter auf dem gut befestigten Forstweg in Richtung Norden. Dort befindet sich ein weiterer großer Radwanderparkplatz, der aber, wie auch schon der vorhergehende Radler Point in Glambeck, jetzt nicht bewirtschaftet ist. Wir sind ja hier auch schon kurz vor dem Ziel, da bietet sich dieser Ort dann auch nicht mehr als Pausenstation an. Aber es ist ja allgemein ganz gut zu wissen, was die Infrastruktur der Gegend so hergibt.

Die letzten Kilometer führen uns noch ein letztes Mal über die Autobahn A11 hinweg und nach Friedrichsfelde, einem Dorf, das nur aus drei größeren Höfen zu bestehen scheint. Die Straße macht in dem Dorf einen Bogen zwischen einigen kleineren eingezäunten Weiden und einem der großen Höfe. Der ist von einer niedrigen Mauer aus Feldsteinen umgeben, was den Ort in eine ganz andere Gegend zu versetzen scheint. Meklenburg-Vorpommern liegt ja auch gar nicht mehr so weit weg. Unter einer langgezogenen Schutzbedachung in der Nähe stehen Traktoren und Erntemaschinen in großer Zahl, die sicherlich nicht nur zu diesem einen Betrieb gehören. Es stehen auch einige Museumsstücke darunter. Früher war diese Einrichtung wohl Sammelort einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft. Heute handelt es sich um mehrere Großbetriebe, die mit ihrer Viehwirtschaft und vereinzeltem Ackerbau das Landschaftsbild immer noch prägen.

Eine alternative Route des Radfernwanderwegs in Richtung Usedom läuft hier durch den Ort entlang der Straße, die wir von Steinhöfel her gekommen sind und dann durch einen Waldabschnitt weiter nach Norden. Der Abzweig in Richtung Afrika ist allerdings kaum zu erkennen. Wir radeln zunächst dran vorbei, merken aber dann am Ortsausgang in Richtung Temmen, dass etwas nicht stimmen kann. Der Abzweig war einfach nicht zu sehen. Er versteckt sich am nördlichen Ortsrand zwischen einem Weidezaun und dem Waldrand und dieser letzte Abschnitt unserer Radtour hat es noch mal in sich. Der Forstweg ist sehr uneben, hauptsächlich abschüssig, und in dem mittlerweile dämmrigen Licht ist es nicht jedermanns Sache, sein Rad einfach rollen zu lassen. Der Waldweg kommt zudem noch kurz bevor er in die L241 mündet an einem stehenden Gewässer vorbei, dem Gelandsee, das offenbar aufgrund des nach dem langen Winter noch sehr hoch stehenden Grundwassers selbst auch Hochwasser hat und den angrenzenden Boden aufweicht. An einer ungünstigen Stelle des schlammigen Wegs bleibe ich auch prompt stecken. Da hilft dann für ein paar Meter nur noch Schieben, danach geht es aber ohne weitere Hindernisse weiter.

Und dann erreichen wir an der L241 völlig unspektakulär das Ortsschild AFRIKA, unser Ziel. Nicht ganz. Nachdem wir ein Foto zu Erinnerung gemacht haben, fahren wir noch etwa zwei Kilometer weiter in die Gemeinde Stegelitz, wo in der Alten Schule schon deren Betreiber auf uns wartet.
Was sind wir inzwischen geschafft, von der rund 95 Kilometer langen Reise, die wir etwa neun Stunden zuvor begonnen haben. In der Alten Schule ist es total gemütlich, angenehm geheizt und wir werden außerdem beinah liebevoll verpflegt. Mit warmem Tee und einer einfachen asiatischen Suppe mit Nudeln und Bohnensprossen. Von wegen gastunfreundliches Brandenburg.

Die Rückfahrt mit einem Regionalexpress der Bahn vom nahegelegenen Bahnhof in Wilmersdorf gestaltet sich dann völlig unproblematisch, auch wenn wir feststellen müssen, dass unsere fünf Räder doch recht viel Raum in einem der Fahrradabteile einnehmen. Zuhause stelle ich spät am Abend mein vom Schlamm stark verkrustetes Rad ersteinmal in eine Ecke. Geputzt wird jedenfalls ein andermal.

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