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Es ist von Anfang an Konsens in der Gruppe, dass wir früh starten müssen, um möglichst erst spät in die Mittagshitze zu kommen. Wir bewegen uns hier in Westafrika etwa um den vierzehnten nördlichen Breitengrad herum, da klettert die Sonne auch im Winter sehr steil den Himmel hinauf und sorgt für hochsommerliche Temperaturen, die für uns Mitteleuropäer ungewohnt sind. Kurz nach 8.00 Uhr zu starten ist für diejenigen, die im Alltag schon immer früh raus müssen, natürlich ein ziemlich harter Kompromiss.
Der Senegal ist ein sehr flaches Land, das nur im Südosten eine nennenswerte Erhebung hat. Im Küstenbereich ist es so flach, dass mit dem Gezeitenhub auch viel Meerwasser in die Mündungen der Flüsse Saloum und Casamance gedrückt wird, so dass die Flüsse über viele Kilometer salziges Wasser enthalten und entlang der Flussufer Mangroven gedeihen, in deren Wurzelwerk sich Austern in großer Zahl festsetzen. Das setzt sich in den ungezählten Seitenarmen der Flüsse, den Bolongs, bis weit in die Fläche fort und führt vielfach zu Problemen für die Landwirtschaft.
Böden drohen zu versalzen und in einigen Gegenden kann man das auch gut sehen, wenn nach der Regenzeit das Wasser aus der Fläche zurückgegangen ist und die Böden rechts und links der Pisten wieder freigibt. Hier z.B. zwischen Fatick und Foundiougne
Die Topografie des Landes stellt also keine großen Anforderungen an das Fahrradfahren. Eher die sich zur Mittagszeit einstellenden Temperaturen stellen ein limitierendes Moment dar und der Kraftaufwand wird auch höher, wenn man über kleine Verbindungswege abkürzen möchte, die häufig nur aus weichem Sand bestehen.
Etwa 30 % der gefahrenen Gesamtstrecke von Thiès bis Ziguinchor sind nicht asphaltiert, wobei sich die Situation offenbar von Jahr zu Jahr ändern kann, denn erstens verlieren die asphaltierten Straßen aufgrund von Pfusch oder falschen Einsparungen beim Bau schnell an Substanz, werden löchrig oder brechen am Rand einfach weg, so dass der Asphaltstreifen im Laufe der Zeit immer schmaler wird, oder es wird auch einmal eine Piste mit Asphalt überzogen und somit für das Radfahren viel angenehmer.
Wie z.B. der Abschnitt zwischen Tindieme und Bougolor durch den Foret de Diegoune, einer wenig befahrenen Nebenstraße abseits der N5 zwischen Baïla und Bignona in der Casamance, die eine Reihe von Dörfern um den Foret de Tendouck herum miteinander verbindet.
Abgesehen davon, dass diese Straße auch durch eine wunderschön bewaldete Landschaft führt, kommt uns die Ersparnis einiger Kilometer ruppiger Piste hier genau zurecht.
Manchmal sind die asphaltierten Straßen aber in einem dermaßen schlechten Zustand, dass die Autos oder Minibusse häufig die Spur wechseln müssen und stellenweise lieber neben der Straße im Bankett oder noch weiter abseits über die offene Fläche fahren. Die Straße ab Fimela über Diofior weiter nach Norden zur N1 ist so ein Fall. Die Löcher haben auch mal mehr als einen Meter Durchmesser und sind bis 20 cm tief. Mit dem Fahrrad muss man dann manchmal ganz schön zirkeln, um diese Schlaglöcher zu umfahren und gelegentlich ist es sicherer, kurz an den Rand zu fahren und dort zu halten, wenn einem ein allzu optimistisch über die Straße fliegendes Buschtaxi entgegen kommt und man nicht darauf bauen kann, dass der Fahrer einen selbst auch sieht.
In Kafountine machen wir an einer Straßeneinmündung beispielsweise die schlechte Erfahrung, dass man selbst am Fahrbahnrand stehend nicht davor sicher sein kann, von Autofahrern nicht beachtet zu werden.
Es ist bei unserer Weiterreise aus dem Ort mal wieder noch früh am Morgen und die Sonne steht zugegebener Maßen noch sehr tief und blendet möglicherweise den Taxifahrer, der praktisch ungebremst in die wartende Gruppe fährt und ein paar Räder zusammenschiebt. Es passiert glücklicher Weise nicht viel und die verbogenen Räder sind schnell wieder gerichtet, aber der Schock sitzt zunächst einmal ziemlich tief.
Dort, wo die Straßen stärker befahren sind, wie die N1 z.B. bis M'Bour oder später bis Fatick, fahren wir hintereinander wie auf einer Perlenschnur. Dabei zerreißt die Gruppe zwar schnell in Grüppchen, aber es gibt immer die zwei oder drei Ausreißer, die lieber vorne weg ihr eigenes Tempo fahren und manchmal hält auch jemand mal kurz an und kommt dann eben hinterher gefahren.
Diese Nationalstraßen sind in relativ gutem Zustand, abgesehen jeweils von den Fahrbahnrändern, die oft ausgefranste Abbruchkanten darstellen, denn meist ist der Rand leicht abschüssig und geht in den natürlichen sandigen Boden über. Manchmal aber besteht die Fahrbahn aus zwei Schichten und die untere steht mehr als einen halben Meter über. Auf diesen schmalen Nebenstreifen kann man ganz gut ausweichen, wenn der Verkehr allzu aufdringlich wird.
LKW kündigen sich ja freundlicher Weise bereits aus der Ferne durch Hupen an und wenn dann auch noch breiter Gegenverkehr kommt, taucht man besser auf diesen Nebenstreifen ab.
In The Gambia sind die Hauptstraßen auf denen wir das Land während drei Tagen durchqueren zwar in einem qualitativ besseren Zustand und sie sind auch großzügiger angelegt, als die Verkehrswege, die wir im Senegal bis dahin genutzt haben, aber sie haben offenbar auch mehr Fahrzeuge zu tragen. Der Verkehr ist jedenfalls ab Banjul heftiger und auch deutlich nervender. Der Banjul-Serrekunda-Highway ist sogar zweispurig je Richtung ausgebaut.
An neuralgischen Stellen der Strecke, an großen Kreuzungs- oder Abzweigpunkten hält die Gruppe an und wartet auf eventuelle Nachzügler. In der Nachmittagshitze werden im Zweifel auch mehr Pausen eingeschoben, als vielleicht ursprünglich geplant, denn richtig eilig haben wir es nie.
Zum Radfahren bleibt die schönste Zeit des Tages aber tatsächlich die Zeit nach Sonnenaufgang bis etwa halb zehn oder zehn. Danach wird es schnell wärmer. Die Sonne steht dann bereits hoch am Himmel und nur noch hohe Bäume geben etwas Schatten. Aber wo findet man schon Bäume? Während der ersten Tage der Reise bleibt die Vegetation entlang der Straßen karg. Baobabs stehen eher in der Ferne, als direkt an der Straße und in der Region zwischen Thiès und M'Bour sind sie jetzt kahl. Zu den Orten an der Petit Côte sind die schmalen Straßen teilweise wie Alleen mit Niembäumen bepflanzt. Dort wo die Zweige dieser Bäume weit herunter hängen, wissen auch die von Weide zu Weide ziehenden Rinder das Laub der Bäume zu schätzen. Uns geben sie bei Bedarf Schatten.
Die erste Etappe bis nach Popenguine ist nicht sehr lang. Rund 40 Kilometer sind zu überbrücken und nachdem wir Thiès in Richtung Südwest verlassen, öffnet sich die Weite der trockenen Savanne unter einem tiefblauen Himmel, der mit nur wenigen Schleierwolken durchsetzt ist. Das nach der Regenzeit hochgewachsene Gras bestimmt den Farbton der Landschaft, aufgelockert von Akazien und einzelnen Baobabs. Manchmal schmiegt sich ein kleines Hüttendorf einige Meter abseits der Straße in die Landschaft, die plötzlich gar nicht mehr so eben ist. Bis zu 125 Meter erheben sich die Hügel, die Teil eines kleinen Höhenzugs sind, der sich westlich von Thiès in Nord-Süd-Richtung erstreckt und der uns auf diesem Abschnitt gleich die einzigen Anstiege der gesamten Reise beschert. Aber auch die einzigen beiden Aussichtspunkte, von denen aus man einen weiten Blick über die ansonsten wirklich flache Gegend hat.
So kann man auch die weißen Staubwolken einer Zementfabrik in der Ferne ausmachen, an der wir nach einigen Kilometern dann auch vorbei fahren. Auf dem Rad ist man ja einerseits quasi auf Tuchfühlung mit der Natur, zumindest mit der direkten Umgebung, aber hat auch alle unliebsamen Erscheinungen des Verkehrs und der Umweltnutzung hautnah an sich dran. Das eine sind die Abgase der Fahrzeuge, hier im Senegal meist Diesel, der zu einem hohen Prozentsatz von den schlecht eingestellten Motoren mitsamt verbranntem Öl, das durch marode Zylinderdichtungen sickert, unverbrannt durch den Auspuff ninausgeschleudert wird. Die hier auf den Straßen rollenden Fahrzeuge haben beinah durchweg alle schon ihr erstes Leben irgendwo in Europa ausgehaucht, bevor sie hierher kommen und manchmal auf wundersame Weise zusammenhalten und funktionieren.
Das andere ist der feine Sand oder Staub, der auf den Straßen immer zugegen ist und vom Verkehr aufgewirbelt wird. Sei es auch nur vom Fahrbahnrand her. Auf den Pisten staubt es sowieso. Das Fahrrad nimmt im Lauf der Zeit eine rötlich-braune Sandschicht an und mehr als einmal bekommt das ablaufende Wasser beim Duschen am Abend nach einem langen Tag im Sattel eine dunkle Färbung.
Das macht es aber auch aus, ist zumindest ein wichtiger Punkt für das Wohlgefühl bei dieser Reise, das eigentlich vom ersten Tag an anhält: ich bin ständig draußen an der Luft. Abgesehen von der Zeit, die ich jede Nacht mit Schlafen verbringe. Wenn wir bei unseren Quartieren oder in einem Restaurant im Ort essen, dann in der Regel unter einem Vordach, aber draußen, oder gleich unter freiem Himmel. Einzige Ausnahme bildet ein libanesisches Restaurant in Thiès, bei dem wir wegen des Straßenverkehrs lieber drinnen sitzen.
Es gibt aber auch so vieles zu entdecken, wenn wir nicht auf den Rädern unterwegs sind: Die Strände von Popenguine und Saly-Portudal, das Reservat des Foret de Bandia, die Muschelinsel Fadiouth, die ländliche Umgebung von Foundiougne, die Umgebung des Keur Bamboung bei Toubacouta, der Strand von Kokoli Beach, die dörfliche Umgebung von Tumani Tenda, das Städtchen Kafountine, die Umgebung von Baïla, das koloniale Erbe in Ziguinchor und nicht zuletzt l'Île de Gorée und die Recycling-Kunstwerkstätten in Dakar.
Viel zu erleben und viel zu verarbeiten, was sich in den Texten auf diesen Seiten und in dem kleinen
Hörstück zur Reise auch wiederspiegeln soll.
Am dritten Tag der Reise verlassen wir die dichter befahrenen Straßen hinter M'Bour in südlicher Richtung. Über Nianing und Mbodiène kommen wir schon relativ früh am Tag nach Joal Fadiouth, unserem heutigen Tagesziel. Die Orte sind klein, liegen nicht weit von der Küste entfernt und sind touristisch erschlossen.
In Nianing gibt es kleine Ferienanlagen direkt am Strand und zwei größere Resorts mit eigenem Waldstück, die eingezäunt sind und auch bewacht werden. Den Meerkatzen, die sich in den Bäumen der Anlage tummeln, ist das egal. Sie kommen neugierig zu uns an die Straße, als wir im Schatten einer großen Mimose eine kurze Pause einlegen, deren Geäst offenbar mit weiteren Bäumen der Hotelanlage verbunden ist. Zwischen den wenigen Orten entlang dieser Straße liegen immer auch kleine Dörfer, die im Stil der Serer angelegt sind, mit einfachen Hütten aus Matten von dem mannshoch gewachsenen, trockenen Gras und in der offenen Fläche abseits der Straße, unter irgendwelchen Bäumen liegen Rinder faul im Schatten und verdauen.
In der kleinen Stadt Joal, na eher schon einige hundert Meter davor, empfängt uns intensiver Brandgeruch, denn irgendwo am Stadtrand verbrennt jemand eine größere Menge Müll und der Rauch zieht mit dem Wind über die Zufahrtstraße in Richtung Westen. Rauch von noch glimmenden, offenen Feuerstellen begegnet uns aber auch noch anderswo, mal am Straßenrand, häufiger in den Dörfern.
In Joal wurde Anfang des letzten Jahrhunderts Léopold Sédar Senghor geboren, der erste Staatspräsident Senegals nach der Unabhängigkeit von Frankreich und ein Dichter und brillianter Denker. Sein Elternhaus und späteres Privatdomizil in der Stadt ist heute Museum. Die kleine Insel Fadiouth ist mit dem Festland über eine lange Holzbrücke verbunden und besteht aus nichts als anderem als Muschelschalen, die über viele Jahrhunderte hinweg dort aufgeschüttet wurden. Ein ansehnliches Städtchen hat sich mittlerweile dort gebildet, mit einer großen christlichen Kirche an dem einen und einer noch größeren Moschee am anderen Ende der Insel. Kurioser Weise werden die Muschelschalen hier nicht nur zum Hausbau im Zement als Füllmaterial verwendet, sondern auch zum Straßenbau mit in den Asphalt gemischt. Besonders die Verbindungsstraße von N'Dangane über Fimela und Diofior bis hoch nach Ndiosmone an die Route National N1, die Dakar mit dem Osten Senegals verbindet.
Von Joal aus setzen wir die Reise auf einer Piste in Richtung Fimela fort. Von unserer Unterkunft aus konnte man die Strecke, die hinter einer grünen Fläche von Mangroven in der flachen Ebene verschwindet, schon über ein paar hundert Meter weit einsehen. Die wenigen Fahrzeuge, die von dorther nach Joal kommen, ziehen rötlichen Staub hinter sich her. Sie kommen alle mit hohem Tempo angebraust, müssen aber kurz vor dem Ort an einer kurzen Betonbrücke jäh abbremsen, da der Übergang auf diese Brücke an der Betonkante wegen diverser Schäden sehr uneben ist.
Mit den Rädern haben wir keine Probleme uns um die Löcher und Wellen in der Fahrbahn herumzumanövrieren.
Heute sind wir erstmals richtig früh gestartet, wie vereinbart, auch wenn es schwer fiel und kurz vor dem Aufbruch auch noch etwas hektisch wurde. Für mich zumindest, denn ich brauche einfach meine Zeit morgens, bis bestimmte Stoffwechselvorgänge richtig angelaufen sind.
Bis vor an die Straße müssen die Räder durch den feinen Sand des unbefestigten Wegs, an dem die Unterkunft liegt, geschoben werden. Dann folgt die Piste.
Der Untergrund dieser Straße besteht nun aus fest verdichtetem Sand, dessen einst ebene Oberfläche im Laufe der Zeit zu einer unterschiedlich welligen, mit Querrippen durchsetzten Oberfläche abgenutzt wurde.
Über die weite Ebene kommt kommt uns kräftiger Wind entgegen.
In N'Dangane starten wir früh um acht Uhr und radeln zunächst auf der asphaltierten Muschelpiste mit den teils sehr tiefen Löchern nach Norden in Richtung Fatick. Am Ortsausgang will ich einen orange leuchtenden Supermarkt mit den davor nach Fressbarem suchenden Ziegen fotografieren, dessen Farbe durch die noch tief stehende Sonne kräftig unterstützt wird. Doch bis ich die Kamera ausgepackt habe und bis ich die Hütte fokussieren kann kommt bereits der Eigentümer aus seinem Geschäft gelaufen und bedeutet mir recht deutlich, dass er nicht fotografiert werden will.
Meistens wollen die Leute soetwas nicht, aus welchen Gründen auch immer. Manchmal überlege ich, wie ich wohl auf jemanden reagieren würde. Will ich denn der Exot sein, den man fotografiert? - Später am Tag, schon kurz vor Foundiougne treffen wir an der Piste in den salzigen Trockenbänken des Saloum auf drei Sérèr bei der Landarbeit, die uns nach kurzem Gespräch Ernüsse und Couscous anbieten und einer der drei will sich auch unbedingt fotografieren lassen. Die Sérèr sind offenbar ein stolzes Volk, denn so klingt auch er, als er von sich seinen Leuten erzählt.
In Fimela halten wir kurz an der Post, um die zuletzt geschriebenen Karten noch auf die Reise zu schicken und plötzlich geraten wir in einen Menschenstau. An der Kreuzung, von der auch wir am Tag vorher aus Richtung Samba Dia gekommen waren, halten jetzt verschiedene Car rapide und strömen junge Leute, Schüler oder Studenten, zusammen und gehen weiter in nördlicher Richtung auf der Hauptstraße, als würde es sich um eine Demonstration handeln. Allerdings ruft niemand irgendwelche Parolen. Die jungen Leute reden eher untereinander, sind mit sich beschäftigt und achten kaum auf die paar Radfahrer, denen sie den Weg blockieren. Es scheint, als gäbe es in Fimela das Schuzentrum der ganzen Region. Kurz vor dem Ortsausgang zweigt der Menschenstrom dann aber nach rechts ab und wir können ungehindert weiterradeln.
Der Vormittag wird wieder sehr heiß, gelegentlich nehmen wir für einige Minuten den Schatten eines Baumes am Straßenrand, um etwas abzukühlen. Dabei ist es oft der Rand der Straßen, der stärker von den Autos befahren wird, als die Straße an sich. Das wegen der vielen, oft sehr tiefen Löcher im Asphalt. Wir pausieren u.a. unter einem Niem-Bauch gegenüber einem ausgebrannten Autowrack, das nach einer schweren Havarie offenbar hier zurückgelassen wurde. Der Brand hat auch die direkte Umgebung in Mitleidenschaft gezogen, zwei Bäume sind zum Teil mit verbrannt, die Erde im Umkreis von etwa 15 - 20 Metern ist schwarz. Eine einsame Strohhütte befindet sich in etwa 20 Metern Distanz, in der Nähe ein paar Ziegen.
Was den Unfall verursacht haben mag kann man nicht ausmachen. Die Autos sind hierzlande jedoch oft in einem jämmerlichen Zustand, so dass man wohl von einem Vergaserbrand wegen mangelhafter Wartung, vielleicht auch einfach Pfusch, ausgehen kann. Später, im weiteren Verlauf der Reise, sehen wir immer wieder auch mal ausgebrannte Wracks am Straßenrand, manchmal auch völlig deformiert, wie nach einer schweren Kollision, was bei dem oft zu beobachtenden mutigen Fahrstil auch kein Wunder wäre, aber das scheint bei dem Wrack hier nicht der Fall zu sein.
In der Mittagshitze machen wir eine längere Pause in dem Flecken Ndiosmone, in dem die Straße von Fimela her auf die N1 mündet. Im Schatten einer Imbiss-Hütte verkauft jemand nichts andres als Baguette-Brot als Sandwich gefüllt mit Omelette bzw. Rührei. Das ist sogar sehr lecker und nach der langen Tour bis hierher, nach dem zeitigen Frühstück in N'Dangane, eine willkommene kleine Mahlzeit. 400 Franc CFA nimmt der gute Man in seiner mit Vorhängen abgedunkelten kleinen Eckhütte für ein halbes Baguette, gefüllt mit zwei in heißem Fett verrührten und mit der Kelle plattgedrückten Eiern. Ein wenig Chilipulver und etwas Zwiebelsauce werden auch noch eingearbeitet und es schmeckt einfach lecker. Die Cola zum Baguette besorge ich mir in einem anderen kleinen Laden, etwas abseits gelegen und hier versucht mich der junge Händler übers Ohr zu hauen, indem er mir zuwenig Wechselgeld auf meinen 2000er-Schein herausgibt. Als ich kurze Zeit später die leere Glasflasche zurückgebe, gibt er mir noch 500 Franc CFA zusätlich, aber insgesamt fehlen mir 500; ich verbuche sie als Spende für den kleinen Marktflecken.
Schließlich wollen wir bis nach Fatick weiterkommen und dort bis zum Nachmittag auf kühlere Bedingungen zum Weiterradeln warten. Es wird mit einem 'Maître de Garage' verhandelt, über Bedingung und Preis für den Transport von uns mitsamt unseren Rädern in einem Car rapide, einem Kleinbus für etwa 18 Leute. Der Maître kennt das Ziel und die Belegung der hier durchkommenden Buschtaxis und teilt die Sitzplätze den Reisenden zu.
Da ist es für uns etwas überraschend, dass wir gleich den ersten Kleinbus nach Fatick beladen sollen. Andere Leute wollen auch weiterreisen und es entwickelt sich schnell ein kleiner Disput zwischen dem Maître, zwei Fahrern und den Leuten, die schon etwas länger im Schatten gewartet haben. Man einigt sich darauf, dass wir zuerst weiterfahen. Für den betreffenden Fahrer sind wir lukrative Kunden und andererseits ist man uns dann auch am schnellsten wieder los.
Die etwa 40 km bis Fatick kann man natürlich auch auf dem Rad bewältigen und immerhin eine unserer Mitradlerinnen traut sich dies auch zu. Sie kommt nach etwas mehr als zwei Stunden am Hotel Mindiss, in dem wir in der Zwischenzeit genügend Zeit zum Ausruhen hatten, an,kurz bevor wir uns auf den weiteren Weg in Richtung Foundiougne machen. Das Hotel ist zur Zeit offiziell nicht geöffnet, da es vollständig renoviert wird. Es ibt keine Gäste und auch keine nutzbaren Zimmer, uns steht aber die ehemalige Empfangshalle mit einem großen Tisch zur Verfügung. Ein paar kühle Getränke sind auch schnell organisiert und so lässt sich die Mittagshitze ganz gut überstehen.
Als wir schließlich zur letzten Etappe für heute in Richtung Foundiougne aufbrechen, ist der Himmel leicht bewölkt. Hinter Fatick wird die Straße schnell einsam und geht nach einigen Kilometern in eine befestigte Piste über, die gerade einmal ein bis zwei Meter über das Grund- bzw. Wasserniveau aufgeschüttet ist. Zur Regenzeit stehen die Flächen rechts und links der Straße dann unter Wasser. Dies ist ja ein Teil des weitläufigen Saloum-Mündungsdeltas. Im Moment aber bestimmen trockene Flächen in verschiedenen Beige- und Grautönen bis hin zum Weiß der Salzreste das Landschaftsbild. Vegetation findet sich nur auf leicht erhöhten Lagen, Siedlungen entlang der Strecke gibt hier in der Gegend keine.
Wir radeln beinahe ungestört auf diesem Abschnitt von etwa 30 Kilometern über die wüstenähnlichen, salzigen Böden in Richtung der einzigen Fährverbindung über den Saloum weit und breit. Die kleine Autofähre verkehrt regelmäßig fünf mal am Tag in jede Richtung. Wir kommen rechtzeitig zum Anleger im Ortsteil Dakhonga und haben noch genügend Zeit, bei den dort ebenfalls wartenden Marktfrauen gekühlte Säfte zu kaufen und die zum Verkauf ausgelegten, nicht mehr ganz frischen Fische zu bestaunen.
In Ermangelung an kleinen Getränkeflaschen wird die Portion Bissapsaft oder Baobabfruchtsaft aus einem in Eiswürfeln gekühlten und mit einem Knoten abgedichteten Plastiktütchen frisch genossen. Manchmal tut es auch eine kleine Plastikflasche, zum x-ten Mal für diesen Zweck benutzt, die von der Safthändlerin dann geleert auch gerne wieder zurückgenommen wird. Über Lebensmittelhygiene solte man sich dabei nicht allzu viele Gedanken machen.
Die Fähre bringt uns schließlich mit dem Sonnenuntergang und der schnell voranschreitenden Dämmerung hinüber nach Foundiougne, wo wir uns auf direktem Weg in das schon wartende Campement, etwa einen Kilometer von dem Städtchen entfernt, begeben.
Nach dem sich anschließenden, sonnigen und entspannenden Pausentag in der kleinen Stadt am Saloum starten wir wieder früh zu einer erneut etwas längeren Tagesetappe. Schade, denn mir hat es hier gut gefallen. Das Campement Yague Fall ist mein heimlicher Favorit und in der weiteren Gegend hätte man durchaus noch mehr entdecken können.
Wir wollen aber weiter durchs Land kommen und unser heutiges Tagesziel ist Toubacouta. Die Lufttemperatur ist früh um acht Uhr noch sehr angenehm, der Himmel ist leicht bewölkt, als wir von Foundiougne weg und weiter ins Land rollen. Die Straße ist asphaltiert und führt uns über Gague und Gague Cherif.
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