Fahrradreise in den Südwesten von Burkina Faso
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Das Hotel, das wir in Ouagadougou beziehen, liegt nur etwa 2,5 km vom Flughafen entfernt. Das ist natürlich ganz praktisch, denn so wohnen wir für ein paar Tage in der Nähe des Zentrums der Stadt. Von hier aus lassen sich zu Fuß kurze Entdeckungstouren z.B. zum Marché central oder in Richtung der Grande mosquée unternehmen und mit dem Rad ist man auch relativ schnell auf einer der größeren Ausfallstraßen und kommt bald hinaus in die Peripherie der Hauptstadt. Z.B. zu den heiligen Krokodilen am Lac Bazoulé, zu einem Mülltrenn- und Verwertungsprojekt in einem der Vororte, oder zu einer kleinen Ziegenkäserei im etwa 25 Kilometer nordöstlich an der Ausfallstraße, die in Richtung Kaya führt, gelegenen Loumbila.
Teilweise sind die Straßen in Ouagadougou schachbrettartig angeordnet. Dann laufen einzelne Straßenzüge auch diagonal mitten durch diese fast regelmäßige Anordnung wie trennende Achsen hindurch. Die wichtigsten der Straßen sind asphaltiert, die Hauptrouten sogar mit einem eigenen, vom Autoverkehr getrennten System von Fahrrad- bzw. Mobilette-Streifen erweitert, die jeweils auch einer eigenen Verkehrsregelung unterliegen. Die meisten der Straßen jedoch haben nie eine feste Decke gesehen. Der Boden ist uneben, die Oberfläche besteht aus rötlichem Lehm und Sand, ist staubig und in Zeiten des Regens kaum zu benutzen.
Den Ausflug nach Bazoulé beginnen wir am Vormittag mit wenig Gepäck an den Rädern. Wasser mitzunehmen ist natürlich Pflicht, denn im direkten Sonnenschein ist es bereits unangenehm warm und der feine Staub in der Luft legt zudem die Benutzung eines Halstuchs nahe, das man sich vor Mund und Nase ziehen kann. So bleiben die Atemwege vor dem feinen Sand zumindest etwas geschützt.
Vom Hotel aus fahren wir zunächst durch die unmittelbaren Seitenstraßen und an der großen Freifläche direkt neben dem hinter vielen Bäumen versteckten Königspalast vorbei auf eine der asphaltierten Straßen in Richtung des westlichen Stadtrands. Hier sind viele kleine Werkstätten und Händler von gebrauchten Autoteilen neben einzelnen Textilverkäufern entlang der Straße beheimatet. An einem der schlichten Geschäfte mit beinah einheitlicher Frontfläche hängen viele bunte Taschen ins Sonnenlicht hinaus, in vielen ist aber zu dieser Tageszeit offenbar noch nichts los. Nichts desto trotz müssen wir uns als Radfahrer die Straße mit dem massiven Straßenverkehr teilen. Nicht immer halten LKW rücksichtsvoll Abstand, wenn sie vorbei fahren. Wir verlassen die Straße aber bald auf eine sandige Nebenstrecke, machen kurzen Halt am Markt des Stadtteils Goughin, um zu schauen, zu probieren und etwas Obst zu kaufen.
Vorwiegend Frauen sind es, die hier Waren anbieten. Gemüse wie Tomaten, Gurken, grüne Paprika, getrocknete rote Chili die als roter Pfeffer verkauft wird und ein sehr scharfes Gewürz ist, Bitter-Auberginen, Zwiebeln. Hülsenfrüchte, wie Bohnen und Linsen und Reis sind genauso vertreten wie Erdnüsse und Fisch. Frischfisch aus dem Senegal und in Fett gebackene Fischstücken. Grüne Bananen kann man genauso kaufen, klein und süß. Obst bekommt man hierzulande meist frisch und reif und es ist meist nicht sehr lange haltbar. Die Frauen sitzen hinter oder neben ihren Waren auf der Erde oder an einfachen aus Holz zusammengenagelten Tischen, auf denen die Waren ausgebreitet sind. Der Markt ist bunt nicht nur wegen der vielen farbigen Früchte und des geschäftigen Treibens der Leute hier, sondern auch wegen der bunt bedruckten Stoffe, die die Frauen als Wickelrock oder als Kleid tragen und die nie gleich aussehen.
Wir kommen auf die Nationalstraße zurück und folgen dieser auf einer sandigen Nebenfahrbahn, die teils mit einigen Metern Abstand parallel dazu geführt wird. So halten wir uns von dem stressenden Verkehr fern, haben aber von uns hier gelegentlich entgegen kommenden Fahrzeugen den aufgewirbelten Staub zu schlucken. Eine generelle Begleiterscheinung auf nicht asphaltierten Straßen. Nach etwa 10 Kilometern machen wir eine kurze Pause in dem Ort Siguinvousé. Es ist eine nette Erfahrung, dass man schnell zum Interesse von sogenannten ambulanten Händlern wird, wenn man est einmal irgendwo stehengeblieben ist. Es gehört einfach dazu, angesprochen zu werden, gebeten zu werden, doch einmal einen Blick auf die Waren zu werfen. In diesem Fall haben die beiden jungen Männer, die kurz nacheinander an uns vorbei schlendern, neue Hemden und Hosen im Angebot, die sie auf Kleiderbügeln an einer Tragevorrichtung aufgehangen schön sichtbar mit sich herumtragen. Sie sind gar nicht mal enttäuscht, als wir nach kurzer Diskussion über die Vorzüge dieser Hemden, doch dankend und bestimmt ablehnen.
In der Nähe des Village Bazoulé liegt das Campement und Künstlerquartier Tanga Zougou, wo man einerseits in kleinen Rundhütten bequem übernachten und andererseits unabhängig davon den Restaurantbereich für eine Pause oder für ein Mittagessen nutzen kann. Von einem einheimischen Guide kann man sich dann auch noch zu einer Krokodiltour mitnehmen lassen. Man könnte sich vermutlich auch allein in der übersichtlichen Gegend bewegen, aber der sich entwickelnde Tourismus soll die örtliche Bevölkerung einbeziehen und die Krokodile werden von den Menschen dort als heilig betrachtet. Sich ihnen ohne Führer zu nähern, sorgt für Verstimmung und man wird nicht für das Verhalten der Tiere garantieren. Neben dem Führer müssen wir auch zwei Hühner bezahlen, die zur Besänftigung der, wie sich zeigen wird, sehr agilen Echsen dienen sollen und die unseren Besuch bzw. dessen Begleiterscheinungen nicht überleben werden.
Tatsächlich liegen die Krokodile faul wie man es von ihnen erwarten kann am Ufer des künstlichen Sees in der Sonne. Wachsam sind sie dennoch und trotz der kurzen Beine sind sie schnell hinter einer vermeintlichen Beute her. Die beiden Hühner bekommen es spüren.
Für den Rückweg fahren wir zunächst etwas weiter in Richtung Norden, durch Sahongo und zweigen hier nach Osten ab. Einzelne Familienhöfe, sogenannte Konzessionen liegen etwas abseits oder auch direkt an der Straße. Mehrere gemauerte Rundhütten sind in einem Geviert angeordnet und mit einer Mauer zu einer Einheit verbunden. Das Vorratslager der Familie befindet sich in diesem Fall außerhalb der Mauer in einer aus Palmfasern gewebten Rundhütte ohne Öffnung.
Wir fahren weiter über Ganben zur Route Nationale 2 und nach Ouagadougou hinein. Der Übergang ist fließend. Auf einmal sind einzelne Verschläge, kleine Hütten mit Waren in einer Art Auslage an der Straße, oder sitzen Leute vor einer Werkstatt und schrauben, reparieren, schweißen, oder scheuen einfach nur. An der Kreuzung mit dieser Überlandstraße pulsiert wieder der Mikrokosmos der kleinen Händler, Handwerker und Mini-Garküchen. Ein Fleischhändler schneidet auf einer einfachen Holzbank, mit einem löchrigen Sonnenschutz schlicht überdacht, stinkende Fleischlappen in Streifen, an der gegenüberliegenden Straßenseite wackeln grau gefiederte, westafrikanische Perlhühner in einem großen Drahtkäfig wie im Gleichschritt und als würden sie unentwegt den Ausgang suchen hin und her.
Entlang der RN2 kommen wir schließlich wieder ins Zentrum von Ouagadougou zurück. Vorbei am ersten der drei Stauseen, die als Trinkwasser-Reservoir der Stadt dienen und vorbei an der weithin sichtbaren und anhand der an der Ummauerung angebrachten Symbole gut erkennbaren Zentralbank der westafrikanischen Staaten. Der unschöne Betonklotz ist mit seinen etwa 12 Stockwerken eines der wenigen höheren Gebäude in der Stadt. Selbst unser Hotel fällt mit seinen drei Stockkwerken in seinem direkten Umfeld als Gebäude etwas auf.
An einem anderen Tag fahren wir in einer reduzierten Gruppe nach Nordosten aus der Stadt heraus, entlang der RN 3 in Richtung Kaya, das etwa 90 km entfernt liegt. Es ist inzwischen deutlich heißer geworden, sodass einige Mitreisende lieber einen Pausentag einlegen. Wobei wir ganz so weit dann ja doch nicht fahren, an einem so sommerlich heißen Tag, wie jetzt Ende Januar. Ziel ist stattdessen ein Ziegenmilch verarbeitender Betrieb am Rande von Loumbila, nur etwa 25 km vom Stadtzentrum von Ouaga entfernt. Im Laufe des Vormittags steigt die Temperatur mal wieder in das obere Drittel der 30°-Werte. Entlang der Strecke gibt es keinen Schatten, der Asphalt wirft die Wärme wieder zurück und auch der beinahe konstante Wind von vorn bringt keine Kühlung. So ist die einfache und überwiegend flache Strecke wegen der trockenen Hitze doch recht anstrengend.
Loumbila liegt an einem der größeren Stauseen des Landes, der beinah den Eindruck aufkommen lässt, als wäre man urplötzlich an der See. Aber mit dem Wasser werden Gemüsepflanzungen bewässert, was mit Salzwasser ja nicht funktionieren würde. Am Ufer befindet sich dann auch ein kleines Ferien-Ressort, eingezäunt und mit einigen kleinen weiß getünchten Camp-Hütten. Direkt nebenan gehen einige junge Männer ihrer Feldarbeit nach. Zwiebeln und anderes Gemüse wird hier direkt am Ufer des künstlichen Sees angebaut.
000020 | Kontakt | Startseite | Blog | Übersicht Laufsport | letzte Änderung: 03.07.2011 © Christian Drews