14. Weltmeisterschaften im Amateurfunkpeilen in Hwaseong, Südkorea - 2. bis 7.9.2008

ARDF WM 2008

Die 14. Weltmeisterschaften im Amateurfunkpeilen fanden vom 2. bis zum 7. September 2008 in Südkorea statt. Die Stadt Hwaseong-City in der Provinz Gyeonggi-do war der gastgebende Ort, eine eher kleine Stadt mit weniger als 250.000 Einwohnern am Rande der Metropole Suwon.

Junge Koreanerinnen

Die beiden getrennt gewerteten Wettkämpfe wurden jeweils einige Kilometer entfernt im Gelände ausgetragen. 'Gelände' bedeutet in dieser Gegend Südkoreas, Hänge in Mittelgebirgsqualität mit teilweise sehr dicht gewachsenen Laubbäumen und Büschen, die zwar meist nicht dornig aber hart, rauh und unnachgiebig sein können. Wege gibt es nicht, vereinzelt ein paar schmale Pfade, die aber recht gut belaufbar sind. Sofern man sie findet. Durchgängig unwegsam ist das Gelände aber nicht. Südkorea hat fruchtbare Böden und viel Agrarkultur außerhalb der großen Städte.

Hwaseong

In der Gegend hier um Suwon dominiert der Reis- und Sojabohnen-Anbau, häufig in kleineren Parzellen und terassenartig angelegt. Geradlinig verlaufende Feldränder sucht man aber vergeblich und auch wenn man auf den Böschungen zwischen den Feldern sogar recht gut laufen kann, so kommt man aber doch nicht immer direkt dorthin, wohin man ursprünglich wollte.

Eröffnung

Hwaseong liegt im Norden Südkoreas, nicht weit von Seoul entfernt und die Stadtverwaltung ist stolz darauf, diese Meisterschaft bei sich zu haben. Die Eröffnungsfeier findet dann auch in dieser Großstadt ihre Bühne in Form einer bunten Mischung aus Folklore, traditioneller Musik, getanztem Theater und moderner Musik. Korea sieht sich als eine moderne Industrienation mit hohem Agraranteil, in der traditionelle Werte noch viel Raum haben.

Offizielle Seite des Veranstalters
diverse Fotos

Erster Wettkampftag - 2m-UKW-Band

Es ist ein süßlicher, moderiger Geruch, der über den Feldern liegt. Der schlammige Untergrund, in den du bis an die Knie einsinkst, versucht dich festzuhalten, während du mit deinem Peilempfänger die Abkürzung durch diese Reisanpflanzung suchst.
Eine Abkürzung ist es sicherlich nicht, auch wenn die Richtung stimmt, denn einen wirklichen Weg gibt es hier gar nicht. Du musst aber durch diese Felder hindurch, der Peilwettkampf findet auf der anderen Seite des flachen Tals seine Fortsetzung.
Die vorhandenen Wege verlaufen zwar entlang der Felder, aber sie verlaufen quer zu deiner Laufrichtung. Der Bahnleger hat es wirklich sehr gut verstanden, uns Wettkämpfern den Lauf so schwer wie nur möglich zu gestalten.

Das Gelände in dem der 2m-Lauf der 14. ARDF-WM stattfindet ist durch einen schwer belaufbaren Wald geprägt, der sich über einige quer zur idealen Laufrichtung liegende Hügel hinzieht, die ihrerseits von Reisanbauflächen unterbrochen werden. Mitten drin noch ein einzelner Hof und ein kleines Dorf und unzählige kleine aber gepflegte Grabanlagen an den Hängen, die jeweils aus einer kleinen, gemähten Rasenfläche bestehen. Manchmal sind sie auch in mehreren Stufen angelegt.

Zum Glück gab es am Vorabend noch die Info, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen auch belaufen werden dürfen, sonst würde jetzt mancher wie ein Ochs vorm Tor dastehen und die Verbindungswege suchen, die es nicht gibt.
Auf der Karte wechseln sich dunkelgrüne Landstriche und gelbe Agrarflächen ab und beide Bereiche sind hier in einer Form ausgeprägt, an die wir Europäer wieder einmal nicht gewöhnt sind. Mit diesem Umstand müssen jedoch alle Wettkämpfer zurecht kommen, womit das Bild wieder etwas geglättet wird.

OL-Karte 2m

Zum zweiten Mal findet eine ARDF-WM nun außerhalb Europas statt, zum zweiten Mal in Ostasien. Das Klima ist subtropisch, die Luft feucht und warm und den ganzen Tag über scheint die Sonne. Das fordert uns Läufer zusätzlich und bleibt nur ein Handicap von vielen. Das schlimmste passiert, wenn du in den Wald eintauchst und auf keinen der wenigen Pfade triffst, die sogar recht präzise in der Karte vermerkt sind.

Ich mache hier einen gravierenden Fehler zwischen den Sendern 4 und 2, indem ich in ein falsches Seitental abzweige, einfach aus einer Zwischenpeilung heraus, die ich auf dem Weg zur Vier (meinem zweiten Sender) mache und die mich fest davon überzeugt, dort entlang laufen zu müssen. Als ich schließlich im dichten Gestrüpp und nach einem langen Bogen den Hang inzwischen in richtiger Richtung aber ohne Weg hinaufsteige, ist es zur Korrektur zu spät.
Ich verliere hier einige Minuten und so wie mir muss es anderen Läufern an anderen Stellen des Geländes ähnlich ergehen, denn später komme ich mit meiner Laufzeit immerhin noch auf Rang 10. Zehnter von 46 aus aller Welt teilnehmenden Läufern. Ganz zufrieden bin ich damit freilich nicht, aber es ist mein bestes Ergebnis bei meinen bisherigen Versuchen zu Europa- oder Weltmeisterschaften.

Eine kurze Zeit hänge ich mich an den später Sechstplatzierten der Kategorie M21, doch ich kann an ihm nicht dran bleiben. Er ist zu schnell, muss aber auch wieder umdrehen, als er wie ich bemerkt, dass er an der Drei vorbei gelaufen ist. Viel zu weit. An diesem Sender treffen wir uns wieder, aber den weiteren Weg durch die Reisfelder in Richtung des nächsten Senders findet er dann doch besser als ich.

Das Peilen an sich bereitet trotz der gefluteten Reisfelder, die große Feuchteflächen im Gelände darstellen und die für Reflektionen gut wären, keine Schwierigkeiten. Dadurch, dass die Hügel und Hänge vorwiegend trocken sind, bleiben offenbar die Reflektionen eher aus.
Trotzdem lassen sich nicht alle Sender vom Start her in der jeweils richtigen Richtung einordnen, die Vier und die Zwei sind sogar durch davor liegende Anhöhen abgeschattet, sodass die Peilung erst im Lauf durch das Gelände präziser wird. Die Peilrichtung zur Vier hin dreht sogar ganz erheblich, während ich mich der Drei nähere. Ein interessanter Effekt, der vielleicht doch auf die großen Feuchtflächen zurückzuführen ist? Das Anlaufen jedenfalls, über die letzten etwa 200 Meter, fällt dann eher leicht. Im Nahbereich muss ich allerdings danach suchen, denn der Posten sitzt im Bereich eines Dickichts und ist nicht gleich zu sehen.

Zieleinlauf

Zum Ende des Laufs dann das Problem: wie am schnellsten vom letzten Sender zum Ziel kommen? Wie führt kein Pfad entlang der in Zielrichtung liegenden Reisterassen. Also lieber ein kurzes Stück zurück, dahin, von wo aus ich zu diesem letzten Sender gekommen bin und dann auf die nahe gelegene Straße. Die führt auch zum Ziel und mit Sicherheit ohne Hindernisse. Doch die Hindernisse liegen davor. Zwischen einem kleinen Bereich Kulturland und einer Freifläche in Richtung der Straße liegen zwei Böschungen, die dicht mit dornigen Harthölzern bewachsen sind und an denen auch Bäume quer liegen. Es ist echt mühsam hier hindurch zu kommen, ich hänge kurze Zeit fest, muss zurück, wieder vor. Hier hole ich mir die meisten Blutspuren auf meine Startnummer und meine Laufkleidung. Schließlich bin ich auch durch dieses letzte Hindernis hindurch, kommen endlich zu der Straße und laufe so gut es noch geht die etwa 600 Meter dort entlang und ins Ziel. Völlig fertig und in dem langärmeligen, viel zu warmen OL-Hemd auch etwas überhitzt.

So bin ich am Ende mit meiner Laufzeit zwar nicht sehr zufrieden. Wo ich massive Fehler gemacht habe, weiß ich ja inzwischen, aber ich bin doch glücklich, es geschafft zu haben und umso mehr stolz darauf, überhaupt soweit gekommen zu sein, mich für die Teilnahme an dieser WM qualifiziert zu haben.

--- Ergebnisse der Meisterschaften (Website des DARC)

Suwon

In dem von Europa so entfernt gelegenen, aber augenscheinlich sehr westlich orientierten Land, gibt es vieles Eigenartige und Unbekannte zu entdecken. Bei der wenigen Zeit, die mir hier während der knappen Woche in Hwaseong neben Training und Wettkämpfen bleibt, sind Exkursionen ins Land praktisch nicht drin. Dennoch bleiben viele Eindrücke von hier hängen und der Wunsch, vielleicht irgendwann einmal zurückzukehren.

Die Menschen sind einfach sehr freundlich. Höflichkeit ist keine Zier, sondern ein fest in der Gesellschaft verankertes Ritual gegenüber dem Älteren, wie auch dem einheimischen Bauern gegenüber dem Fremden, der auch noch freundlich lächelt, während der bunt gekleidete, verrückt durch die Gegend Laufende seine gepflegten Pflanzungen niederrennt.
Anfang September ist der Sommer hier noch stark zu spüren und wir haben zudem viel Sonnenschein bei hoher Luftfeuchtigkeit. Zum Laufen nicht sehr ideal und bei manchen Teilnehmern sicherlich auch mit ein Grund für das vorzeitige Aussteigen.

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